" Wie viel Licht verträgt der Dom?" Rheinpfalz, 21.12.2009
„Mehr Licht!“ waren angeblich die letzten Worte des Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe. Dasselbe fordern Speyers „Händlerfürsten“ in der dunklen Jahreszeit für den Dom. Allerdings nicht als letzte Worte sondern Wünsche für die Zukunft.
Angestrebt wird eine noch effektivere und gleichzeitig noch stromsparendere, möglichst ganzjährige Beleuchtung des Unesco-Welterbes, die je nach Bedeutung des Ereignisses abgestuft geschaltet werden kann. Wir unterhielten uns mit Domschweizer Bernhard Volk, der als Vater der Dombeleuchtung gilt. Der Hintergrund sei allerdings ein anderer als der heutige, mehr kommerzielle gewesen, betont der 60-Jährige. Man habe den Dom nur zu besonderen kirchlichen Anlässen erstrahlen lassen wollen.
Schon 1997/98 experimentierte Volk damit, dass er über die Beleuchtung von Einzelpfeilern und Decken durch Halogenlampen Architekturteile der Kathedrale hervorhob. Dann leuchteten einmal an Maria Himmelfahrt die normale Galerie und die Rosette. Finanziert weitgehend aus eigener Tasche.
Das Millennium stand vor der Tür Und der damalige Domkapitular Hubert Sedlmair habe die Idee gehabt, zur Jahrtausendwende den Dom in ein ganz besonderes Licht zu tauchen. Volk investierte, zog Kabel, installierte Lampen und führte eine improvisierte Probebeleuchtung des gesamten oberen Dombereichs (Galerie, Kuppel und Türme) vor. Mit 50.000 Mark waren die Kosten für die Installation des Lichterwerkes angesetzt. In der Sitzung des Domkapitels sei dieser Plan aber verworfen worden.
Volk ließ sich aber nicht entmutigen und montierte zum Millennium eine auf Kuppel, Galerie und Rosette abgespeckte Variante. Das habe ihm Anerkennung, aber auch so hohe Kosten beschert, dass er mit seiner Familie damals „haarscharf am Abgrund vorbei“ geschrammt sei. Volk hat einen eigenen Bühnenbaubetrieb angemeldet. „Aber ein Geschäft ist das für mich nicht“, versichert er, „ich habe alle Einnahmen immer wieder eingesetzt“. Anders wäre eine Weiterentwicklung der Beleuchtung und vieles andere, was Bühnenbau erfordert, nicht möglich.
Dann kam die Weihnachtsmarkteröffnung 2004. Die Straßburger Illuminations-Spezialfirma „Xeos“ setzte beim Altpörtel und am Stadthaus völlig neue optische Akzente. Bernhard Volk zog mit, baute zum Weihnachtsfest die Dombeleuchtung aus und ließ jetzt auch die Turmbögen durch gelbe Quecksilber-Dampflampen weithin leuch- ten. Bei seinem Lichtkonzept orientierte sich der Domschweizer am „Codex Aureus Spirensis", dem Evangelienbuch des Domes. Dort ist das monumentale Bauwerk in einem Bild mit golden ausgemalten Fenstern zu sehen. Das diente Volk als Vorbild.
Die Speyerer staunten. Aber immer noch hatte sich Volk von rein religiösen Überlegungen bei seinen Lichtfantasien leiten lassen. „Ich habe auch immer Wert darauf gelegt, dass alles der Würde des Domes entspricht“.
Im Folgejahr stiegen Stadt und Leistungsgemeinschaft „Das Herz von Speyer“ ein. Eine zeitliche Ausdehnung der Dombeleuchtung wurde erreicht. Start mit dem großen Stadtgeläut am Vorabend des 1. Advents und Ende an Maria Lichtmess.
Doch die Dombeleuchtung erfordert, wie Volk sagt, „eine gewisse Power“ und ist daher nicht billig. Ob sich dafür die jetzt ins Auge gefasste im Stromverbrauch wesentlich kostengünstigere LED-Technik eigne, vermag er nicht zu beurteilen. In jedem Fall hätten Denkmalschützer und die Hüter des Weltkulturerbes aber ein gewichtiges Wort mitzureden. Wenn Kabel und Beleuchtungselemente dauerhaft installiert werden sollten, dann erfordere dies nämlich zwangsläufig Eingriffe in die Bausubstanz. Er habe an ihr bisher nichts verändert.
Quelle: www.rheinpfalz.de